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Meine Mutter mochte die Krimis um den Kommissaren Maigret, der ewig brummelnd, stoisch seine Fälle aufklärte. Damals war ich ein Kind und verbrachte mein Lese-Leben mit Asterix & Obelix. Viel später bekam Maigret ein Gesicht und eine Figur. Bruno Cremer spielte Maigret in einer französischen Serie und wenn ich heute, Jahrzehnte später, an die Figur Maigret denke, hat sie für mich immer noch viel von Bruno Cremer.
Der Audio Verlag. Ja, ich gehe meiner großen Vorliebe nach, Bücher anzuhören. Hier in Deutschland liest Walter Kreye die Bücher und ich mag seine Stimme und auch, was Kreye der Figur mitgibt. Da ist wieder diese Wärme, da ist eine aus der Zeit gefallene Sperrigkeit, die ich sehr mag. Wobei gilt: Wir sprechen von Büchern, die in den 1930er Jahren geschrieben wurden und so bekommen die Texte auch aus dieser Perspektive nochmal einen ganz eigenen Reiz. Allerdings sind die Texte nicht politisch. Maigret steht für Eigenständigkeit, er lässt sich nicht gerne rein reden in seine Arbeit und manchmal entscheidet er, dass manche Taten keine Strafverfolgung brauchen, sondern Täter schon genug gestraft sind. Vielleicht ist das ja schon sowas wie eine politische Haltung. Jedenfalls, wenn ich heute die Fälle anhöre, dann tauche ich ein in eine ganz andere Zeit. Da fällt mit heutigen Ohren angehört auch auf, dass manches Bild einer Frau eher stereotyp gezeichnet ist und auch andere Figuren gezeichnet sind, wie das eben damals empfunden wurde. Der Verlag hat hier, wenn ich es richtig deute, nicht korrigierend eingegriffen. Georges Simenon war ein Vielschreiber, es fällt auf, dass die Plots oft daherkommen wie ein Fünf-Personen-Stück. Der Fokus liegt auf den Figuren, die Szenerie spielt durchaus eine Rolle, sie wird oft aber nicht zu detailliert gezeichnet. Beim Zuhören habe ich mich gefragt, ob das ein Zugeständnis an das schnelle Schreiben war oder ob Simenon seine Figuren absichtlich so gezeichnet hat. Ich muss gestehen, ich habe es nicht recherchiert. Manchmal muss man auch nicht alles komplett genau wissen. Unschärfe kann auch helfen, einen Fokus zu kreieren. Hm.
In 33 Stunden und 10 Minuten werden die folgenden Fälle erzählt:
- Maigret im Haus der Unruhe (0. Fall)
- Maigret und Pietr der Lette (1. Fall)
- Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet (2. Fall)
- Maigret und der Gehängte von Saint-Pholien (3. Fall)
- Maigret und der Treidler der Providence (4. Fall)
- Maigret und der gelbe Hund (5. Fall)
- Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes (6. Fall)
Auf der Website des DAV sind Maigret und der gelbe Hund und Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes andersherum angegeben. Tatsächlich stimmt die von mir angegebene Reihenfolge aber jedenfalls zum Zeitpunkt des Downloads im Januar 2025. Eine kleine Kritik habe ich aber schon. Der Verlag nennt keinerlei Hinweis, wo welcher Fall anfängt oder aufhört und die Dateien sind einfach durchnummeriert von 1 bis 639. Das ist nicht eben besonders gut zu benutzen. Was bei dem aufgerufenen Preis doch recht schade ist. Aber, hey, ich bin ein Fan, mit mir kann man das machen.
Na, jedenfalls habe ich mir Die Fälle 7 bis 12 auch schon geangelt. In diesen Zeiten brauche ich ab und an Pausen zwischen den Magenkrämpfen.