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Monat: März 2023 Seite 1 von 3

Podcastliebe II

Podcastliebe

Podcasts und ich, das hat lange gedauert und es benötigte viele Anläufe. Begonnen hat es mit viel Neugierde und gleich aber auch mit einer inneren Reserviertheit. Diese kam weil in den Anfängen viele Podcasts über technische Themen veröffentlicht wurden und auch, weil viele Podcasts in einer unerhört miesen Audioqualität kamen. Vielleicht denkt ihr jetzt, dass ich ein Snob bin aber, ich wollte mich auf die Gespräche konzentrieren und selber Techniker und Programmierer, wollte ich thematisch was anderes als das was mich sowieso den ganzen Tag beschäftigt. Mein erster Lieblingspodcast, dass war 2005, der Tellerrand Podcast von Alex Wunschel. Und den konnte ich gut anhören. Ein zweiter Liebling war eine zeitlang das küchenradio. Und dieser Podcast, so sehr ich ihn liebte, hat mich nach einer Weile weggebracht vom Hören von Podcasts denn, gerade in der ersten Phase, also in den ersten 20, 30, 40 Folgen, pflegte man eine unerhört schlechte Aufnahmequalität. Und die Macher feierten das. Später erfuhr ich, dass der Podcast von Journalisten gemacht wurde, einige der Teilnehmer und Macher arbeiteten damals beim Deutschlandfunk. Sie wollten ein Gegenprodukt kreieren, gerade gegen das glatt produzierte Hörerlebnis des öffentlichen Rundfunks. Konnte ich nachvollziehen. Was anfangs interessant war wurde mit der Zeit immer nerviger, es war einfach unsagbar anstrengend die Hosts überhaupt verstehen zu können. Das war nix für mich. Meine Liebe zum Podcast erkaltete. Spätere Versuche blieben Versuche und Stückwerk. Heute denke ich, dass ich die richtigen Podcasts zum Zuhören nicht fand.

Vor einigen Jahren startete ich dann einen neuen Versuch, eigentlich ziemlich halbherzig. Immerhin fand ich schnell Podcasts, die mir gefielen. Ich mache für mich keinen Unterschied zwischen richtigen Podcasts und Mitschnitten von Radiosendungen die ich anhören kann wenn ich Zeit habe und Muße. Ich begann mit Talkformaten, was eine geeignete Einstiegsdroge war für mich und entdeckte nach und nach andere Formate. Eine zeitlang war ich sehr begeistert von Alles gesagt von ZEIT Online. Mit guten Gästen in der richtigen Stimmung kann die Sendung auch immer noch toll sein. Aber, irgendwie ist die Liebe zu dem Format ein wenig erkaltet. Wenn man sich kennenlernt birgt das immer die Gefahr Eigenschaften zu entdecken, die man zuerst nicht so wahrnimmt, die einen dann mit der Zeit aber stören. Ich will gar nicht sagen, was mich konkret stört denn sowas ist ja sehr subjektiv und ich möchte Jemandem, der diese Zeilen liest und dann vielleicht auf den Alles-Gesagt-Zug aufspringen mag, die Freude nicht trüben. Christoph Amend und Jochen Wegner sind eloquente, weltgewandte Gastgeber, die ihre Gäst*innen strahlen lassen.

Ich werde jetzt hier aufhören, Namen zu nennen, werde aber ab jetzt ab und an über einzelne Podcast Projekte schreiben. Es geht nicht um das Jagen & Sammeln, ich erhebe weder den Anspruch darauf, der Erste zu sein, der etwas entdeckt noch will ich Rezensionen schreiben. Ich will Namen nennen und den Lesern überlassen, ob sie etwas anfangen können mit Inhalten und Hosts. Übrigens werden auch Projekte genannt werden, die auf Youtube veröffentlicht sind mit Bild. Manche davon gibt es auch als reine Audio-Podcasts, andere muss man, wenn man sie anschauen will, dann eben bei Youtube abrufen.

Fiston Mwanza Mujila. Tram 83

Fiston Mwanza Mujila. Tram 83

Ein Buch über das Wiedersehen zweier alter Freunde. Lucien, ein Schriftsteller ist geflohen vor Erpressung und Zensur trifft Requim wieder, der ein Leben als Kleinkrimineller führt, sich aber eigentlich nur durch sein Leben schlawinern will und muss. Ein dritter Protagonist oder eigentlich für mich der Hautprotagonist ist das Tram 83, ein Club in dem das Leben aus allen Nähten pulsiert. Die Geschichte wird von Fiston Mwanza Mujila im Tempo von Salsa, Rumba und afrikanischem Jazz erzählt. Die Stimmung ist aggressiv und gereizt, Mujila erzeugt eine geradezu hitzige Stimmung, das Leben ist laut und fordernd. Im Tram 83 treffen Lebenskünstler, Minenarbeiter, Studenten, Revolutionäre und internationale Gäste mit geschäftlichen Absichten und wenig Moral aufeinander. Ich habe das Buch fast an einem Stück gelesen, ich konnte es einfach nicht beiseite legen. Ich erfahre eine rasante Geschichte, ich erfahre vor allem eine Erzählperspektive die eben nicht die koloniale, europäische Sicht auf das Leben der Menschen erzählt, sehr wohl bekommen Europäer aber mitgeteilt, was sie angerichtet haben und weiter immer noch anrichten. Ich bin begeistert von den Figuren, ich bin begeistert davon, wie Mujila die Geschichte, die Figuren und die Musik verknüpft. Fazit: Ich will mehr!

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