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Podcasts: Trauer & Turnschuh

Podcast: Hadija Haruna-Oelker und Max Czollek. Trauer & Turnschuh

Was soll ich sagen? Meist, wenn es hier ruhiger wird, wird es in meinem Kopf lauter. Mit etwas Glück und richtig kuratiert lenke ich meinen Blick in Richtung von etwas Schönem, etwas Erstrebenswertem. Nicht alles ist neu bzw. muss neu sein. Angestossen wurde alles durch den wunderbaren Podcast Trauer & Turnschuh. Hosts sind Hadija Haruna-Oelker und Max Czollek. Die Idee zum Podcast kam beim Fischer Verlag auf und so entstand ein absolut ungewöhnlicher Erinnerungspodcast. Nein nein, beschaulich ist es hier ganz und gar nicht. Stattdessen ist es höchst lebendig, emotional, lehrreich und vor allem unsagbar erfüllend.

Nach dem Hören der 4. Folge von Trauer & Turnschuh, die Folge heißt In einem Land vor unserer Zeit: Was war Westdeutschland?, musste ich einfach nochmal Eure Heimat ist unser Albtraum zur Hand nehmen. Der Band ist von Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah herausgegeben und enthält Beiträge von Sasha Marianna Salzmann, Sharon Dodua Otoo, Max Czollek, Mithu Sanyal, Margarete Stokowski, Olga Grjasnowa, Reyhan Şahin, Deniz Utlu, Simone Dede Ayivi, Enrico Ippolito, Nadia Shehadeh, Vina Yun, Hengameh Yaghoobifarah und Fatma Aydemir. Er ist vielseitig, den Atem raubend, er macht wütend und unsagbar traurig und er ist geschrieben von dem Deutschland, in welchem ich mich wohlfühle. Es sind Beiträge eines Deutschland nach der Migration, es sind Beiträge aus dem postmigrantischen Deutschland. Die Beiträge sind geschrieben von einer Generation die nicht mehr darauf wartet, dass man ihr einen Platz zubilligt sondern die gut ausgebildet Alltagsrassismus erträgt und gleichzeitig dagegen angeht und sich ihren Platz im Leben nimmt. Der Band wurde in 2019 veröffentlicht. Jeder einzelne der Auor*innen begleitet mich, fesselt mich, macht mich demütig und empowered mich unsagbar. Und nach dem Hören der vierten Folge von Trauer & Turnschuh musste ich und wollte ich eigentlich nur nochmal eben den Beitrag von Max Czollek lesen. Aber, wie das so ist, las ich den ganzen Band erneut. Danach sprang ich weiter zu Max Czolleks Versöhnungstheater. Danach war ich ohne Übergang in Czolleks Gegenwartsbewältigung, sprang während des Lesens einmal raus in Richtung einer Folge von Jung & Naiv. Darin erzählt die wundervolle Naika Foroutan über ihre Arbeit und ihr Forschungen über eine postmigrantische Gesellschaft. Ihr ahnt vielleicht was ich als nächstes lese? Liegt auf der Hand: Die postmigrantische Gesellschaft von Naika Foroutan. Klaro, oder?

Podcastliebe II

Podcastliebe

Podcasts und ich, das hat lange gedauert und es benötigte viele Anläufe. Begonnen hat es mit viel Neugierde und gleich aber auch mit einer inneren Reserviertheit. Diese kam weil in den Anfängen viele Podcasts über technische Themen veröffentlicht wurden und auch, weil viele Podcasts in einer unerhört miesen Audioqualität kamen. Vielleicht denkt ihr jetzt, dass ich ein Snob bin aber, ich wollte mich auf die Gespräche konzentrieren und selber Techniker und Programmierer, wollte ich thematisch was anderes als das was mich sowieso den ganzen Tag beschäftigt. Mein erster Lieblingspodcast, dass war 2005, der Tellerrand Podcast von Alex Wunschel. Und den konnte ich gut anhören. Ein zweiter Liebling war eine zeitlang das küchenradio. Und dieser Podcast, so sehr ich ihn liebte, hat mich nach einer Weile weggebracht vom Hören von Podcasts denn, gerade in der ersten Phase, also in den ersten 20, 30, 40 Folgen, pflegte man eine unerhört schlechte Aufnahmequalität. Und die Macher feierten das. Später erfuhr ich, dass der Podcast von Journalisten gemacht wurde, einige der Teilnehmer und Macher arbeiteten damals beim Deutschlandfunk. Sie wollten ein Gegenprodukt kreieren, gerade gegen das glatt produzierte Hörerlebnis des öffentlichen Rundfunks. Konnte ich nachvollziehen. Was anfangs interessant war wurde mit der Zeit immer nerviger, es war einfach unsagbar anstrengend die Hosts überhaupt verstehen zu können. Das war nix für mich. Meine Liebe zum Podcast erkaltete. Spätere Versuche blieben Versuche und Stückwerk. Heute denke ich, dass ich die richtigen Podcasts zum Zuhören nicht fand.

Vor einigen Jahren startete ich dann einen neuen Versuch, eigentlich ziemlich halbherzig. Immerhin fand ich schnell Podcasts, die mir gefielen. Ich mache für mich keinen Unterschied zwischen richtigen Podcasts und Mitschnitten von Radiosendungen die ich anhören kann wenn ich Zeit habe und Muße. Ich begann mit Talkformaten, was eine geeignete Einstiegsdroge war für mich und entdeckte nach und nach andere Formate. Eine zeitlang war ich sehr begeistert von Alles gesagt von ZEIT Online. Mit guten Gästen in der richtigen Stimmung kann die Sendung auch immer noch toll sein. Aber, irgendwie ist die Liebe zu dem Format ein wenig erkaltet. Wenn man sich kennenlernt birgt das immer die Gefahr Eigenschaften zu entdecken, die man zuerst nicht so wahrnimmt, die einen dann mit der Zeit aber stören. Ich will gar nicht sagen, was mich konkret stört denn sowas ist ja sehr subjektiv und ich möchte Jemandem, der diese Zeilen liest und dann vielleicht auf den Alles-Gesagt-Zug aufspringen mag, die Freude nicht trüben. Christoph Amend und Jochen Wegner sind eloquente, weltgewandte Gastgeber, die ihre Gäst*innen strahlen lassen.

Ich werde jetzt hier aufhören, Namen zu nennen, werde aber ab jetzt ab und an über einzelne Podcast Projekte schreiben. Es geht nicht um das Jagen & Sammeln, ich erhebe weder den Anspruch darauf, der Erste zu sein, der etwas entdeckt noch will ich Rezensionen schreiben. Ich will Namen nennen und den Lesern überlassen, ob sie etwas anfangen können mit Inhalten und Hosts. Übrigens werden auch Projekte genannt werden, die auf Youtube veröffentlicht sind mit Bild. Manche davon gibt es auch als reine Audio-Podcasts, andere muss man, wenn man sie anschauen will, dann eben bei Youtube abrufen.

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