Audre Geraldine Lorde war eine US-amerikanische Schriftstellerin und Aktivistin. Sie bezeichnete sich selbst als black, lesbian, feminist, mother, poet, warrior (Schwarze, Lesbe, Feministin, Mutter, Dichterin, Kriegerin). Wenn man sich mit Rassismus beschäftigt und dies mit einem Bezug auf Deutschland, dann stößt man sehr schnell auf ihren Namen. Ich lese gerade Sister Outsider. Schon seit langer Zeit nehme ich harten Rassismus wahr. Er begenete mir seit Jugendtagen im Kindergarten, der Schule, am Arbeitsplatz, in Bussen und Bahnen, beim Bäcker oder im Supermarkt. Ich bin privilegiert, ich gehöre zur Mehrheitsgesellschaft. Schwarze Freunde und Kinder von Familien, die als sogenannte Gastarbeiter zu uns kamen, hatten und haben da weniger Glück, bis heute. Sie finden keine Wohnungen, werden schlechter bezahlt, ihre Kinder werden beim Vorschlag auf welche weiterführende Schule sie gehen sollen, bis heute immer wieder falsch einsortiert, nicht selten mit dem Hinweis, man würde sich doch bei den eigenen Leuten besser fühlen. Wir sprechen von Kindern, deren Eltern ganz oft einen deutschen Pass haben und in Deutschland geboren wurden. Dieser Rassismus passiert oft nicht durch einzelne Menschen die vielleicht ein völkisches Weltbild haben. Die Menschen glauben es gut zu meinen. Es sind aufgeklärte Bildungsbürger, die einfach unreflektiert handeln und so ein Klima schaffen, in dem sich Menschen, die als nicht zur Mehrheitsgesellschaft gehörig gelesen werden, per se nicht angenommen und nicht akzeptiert fühlen. So geht institutioneller Rassismus. Ganz allmählich kommt aber endlich Bewegung in dieses Thema. Danken müssen wir Aktivistinnen wie Natasha A. Kelly, Tupoka Ogette und Autorinnen wie Noah Sow, Sharon Dodua Otoo, Alice Hasters, Bernardine Evaristo, Max Czollek, Mohamed Amjahid und vielen vielen anderen. Das sind natürlich nur einige wenige Namen und ich habe Aktivistinnen und Autoren hier nicht getrennt. Ohnehin verläuft die Grenze fliessend. Manche erreichen Menschen durch ihre Geschichten, andere betreiben Aufklärung und Workshops und es gibt z.B. auch tolle Podcasts. Ich bin nur ein mehr oder weniger alter weißer Mann. Ich kann nur lesen, mich informieren, ich schäme mich immer und immer wieder und habe mich auf den Weg gemacht, um einzuschreiten wo mir Rassismus begegnet und wo ich ein wenig helfen kann.

Die Texte von Audre Lorde sind kraftvoll, glasklar durchdacht und formuliert. Es ist eine große Freude sie zu lesen. Ich würde mir wünschen, dass wir viel mehr Texte auch in deutscher Sprache lesen könnten. Lorde ist Jahrgang 1934 und bereits lange verstorben. In Deutschland wollten wir lange nichts wissen davon, dass wir rassistische Handlungsweisen zutiefst verinnerlicht haben. Menschen fühlen sich angegriffen wenn man das sagt. Dabei geht es um eine tiefgreifendere Art des Rassismus, es geht um einen lange erlernten strukturellen und oft auch institutionellen Rassismus. Aber, ich will hier nur Anstösse geben, will werben dafür, dass viel mehr Menschen sich dem Thema widmen denn erst wenn wir verstanden haben, können wir meiner Meinung nach anderes anstreben und leben.

Zuletzt. Ich befinde mich im permanenten Widerstreit mit mir selber. Dabei geht es mir darum, dass ich als Teil der Mehrheitsgesellschaft Gefahr laufe, dass ich Aufmerksamkeit bekomme obwohl nur die Betroffenen Aufmerksamkeit bekommen sollten. Dies ist hier im Blog der erste Beitrag zum Thema. Ich bin unschlüssig, ob ich Kommentare erlauben soll, denn diskutieren will ich eigentlich nicht über das Thema. Es ist zu groß, es ist zu eindeutig, um etwa Reaktionen in Richtung white privileges hier nochmal durchzukauen. Lest. Informiert euch. Denkt nach. Helft. Unterstützt. Seit einfach da, wenn das gewünscht ist. Nutzt dabei aber bitte nicht Betroffene aus um euch schlauer zu machen. Es ist unsere Aufgabe uns zu informieren, es ist nicht deren Aufgabe unsere Uninformiertheit aufzufangen.