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Muriel Asseburg Palästina und die Palästinenser. C.H.Beck Verlag

Muriel Asseburg. Palästina und die Palästinenser

Cover Bild von: C.H. Beck Verlag.

Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart

Ich bin durch jung & naiv auf Muriel Asseburg aufmerksam geworden. Tilo und sein Team ist schon seit langer Zeit ein wichtiger Eckpfeiler wenn es darum geht, Horizont zu erweitern. Seine Arbeit und natürlich meine ich da in jedem Fall auch alle peoples aus seinem Team, leisten nicht nur wichtige Arbeit. Ohne jung & naiv würde ich deutlich weniger wissen, ich hätte die Arbeit vieler seiner Gäst*innen nicht wahrgenommen obwohl ich doch immer und dringend nach mehr Information und mehr Tiefe in einzelnen Themen suche.

Zurück zu Muriel Asseburg, zurück zu ihrem Buch über Palästina und die Palästinenser. Ich habe darüber nachgedacht, wie ich dieses Buch vorstellen will. Für mich ist es unerhört wichtig. Es ist wichtig weil es mein erstes Buch über Israel und Palästina ist, dass nicht dominiert ist von der israelischen Perspektive. Ich möchte betonen, dass ich das israelische Recht auf einen eigenen Staat vorbehaltlos unterstützte. Gleichzeitig begleitet mich Berichterstattung über diese Region seit Kindheitstagen. Ich wuchs auf mit den beiden Führungsfiguren Menachem Begin und Yassir Arafat. Damals war ich Kind. Später las ich Theodor Herzl, ich war noch sehr jung und wusste nicht, für was Herzl auch steht (= politischer Zionismus), ich war spirchwörtlich jung & naiv, ich las von dem Ende der Kolonialzeit und der Gründung Israels. Ich las Bücher über die Geschichte Israels. Parallel dazu sah und las ich Nachrichten aus der Region. Blutige Auseinandersetzungen fanden beinahe permanent statt. Und mit der Zeit kamen Fragen auf. Fragen nach der Erzählung aus der anderen Sicht, Erzählungen aus palästinensischer Sicht. Ich suchte und fand aber nur wenig mehr als die Einordnung, dass Palästinenser = Terroristen seien, gefühlt niemand sprach über den Elefanten im Raum: Bevor der Staat Israel gegründet wurde waren die Regionen doch auch besiedelt, es lebten Menschen da und das seit Jahrtausenden. Ich habe damals wahrscheinlich nicht genug gesucht. Jetzt brachte mich Tilo und sein Gespräch mit Muriel Asseburg auf sie und ihre Arbeit. Ich las zum allerersten Mal den Begriff Nakbar. Muriel schreibt gleich am Anfang, dass es in diesem Buch ausschließlich um die palästinensische Sicht auf die letzten 70, 80 Jahre geht. Und dieser Blick, das habe ich von den ersten Zeilen an gespürt ist ein Blickwinkel, der mir soooo sehr gefehlt hat.

Ich will mich hier nicht auf eine Seite schlagen. Deshalb habe ich ausgeholt um mich zu erklären. Ich nenne Autorin und Titel. Muriel Asseburg hat ein faktenreiches Buch vorgelegt. Wer dabei ist, dass sich das Bild von der Auseinandersetzung vervollständigen soll, dem kann dieses Buch wertvolle Einsichten liefern und es kann Wegweiser sein weil es zahlreiche weiterführende Quellen nennt. Für mich ist dieses Buch unsagbar wichtig, es liefert einen tieferen Einstieg in das Thema Israel & Palästina und für diese Möglichkeit des genauer Hinsehens bin ich sehr sehr dankbar.

Necati Öziri. Vatermal

Necati Öziri. Vatermal

Eingelesen von Eray von Egilmez.

Was für ein atemberaubendes, wundervolles, unerhört intensives Buch.

Arda liegt nach einem Organversagen auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Er hat große Angst vor den Ergebnissen seiner Blutuntersuchung und weil er deshalb nicht schlafen kann, beginnt er einen Brief an seinen Vater. Metin hat schon vor langer Zeit die Famiie verlassen, ist eines Tages einfach gegangen. Arda schreibt ihm auch um seinem Vater die Chance zu nehmen zu sagen, er hätte das alles nicht gewusst. Adar erzählt in seinem Brief (s)eine ganze Familiengeschichte, die mit der Geschichte der 13 Jährigen Ümran beginnt, der Mutter von Adar und Aylin. Adar erzählt auch die Geschichte zwischen Ümran und ihrer Tochter Aylin. An einer Stelle schreibt Adar, dass auch seine Mutter die Wahl hatte zu gehen, er erzählt von Ümran’s großer Liebe, er berichtet davon, dass Ümran sich aber für ihre beiden Kinder entschieden hätte, ohne zögern und ohne Reue.

Vatermal ist rau, sensibel, empathisch, intensiv, beklemmend, warmherzig, Sasha Marianna Salzmann nennt es ein Gefühlsgewitter und genau das empfinde ich tatsächlich auch. Necati Öziri erzählt eine Familiengeschichte. In jeder Sekunde fühle ich mit, lache laut um manchmal nur einige Sätze später mit Tränen zu kämpfen. Hoffentlich werden Gschichten wie Vatermal, Dschinns, Nachts in es leise in Teheran, Ministerium der Träume und all die anderen Geschichten bald in Unterrichten an Schulen gelesen werden. Bis dahin steht Vatermal auf der Longlist des Deutschen Buchhandels 2023. Adar wäre das, glaube ich, nicht wichtig. Ich hoffe dagegen, dass Vatermal den Preis gewinnt. Es ist so unsagbar wichtig, dass wir endlich unsere Aufmerksamkeit diesen Geschichten widmen, dass wir fühlen und begreifen, wieviel Leid wir tagtäglich ignorieren.

Übrigens: Das ist unbedingt auch ein Buch für Männer. Wir können lesen, fühlen und immer wieder begreifen das unsere Schwestern und Mütter es sind, die Werte weitergeben indem sie sie vorleben. Fight Patriarchy!

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