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Shida Bazyar. Nachts ist es leise in Teheran II

Shida Bazyar. Nachts ist es leise in Teheran

Nachts ist es leise in Teheran ist das Roman-Debut von Shida Bazyar. Das Buch erschien am 18.02.2016. Ich erwähne das weil ich mich in vielen Passagen versetzt gefühlt habe in die Zeit seit dem September 2022. Seitdem gehen im Iran zuerst junge Frauen auf die Straße, seither alle Bevölkerungsgruppen, sie demonstrieren, gegen das Mullah-Regime und für ihre Freiheit, ein selbst bestimmtes Leben führen zu können im Iran. Dieses Aufstehen gegen das Regime steht in einer historischen Tradition. Schon im Jahr der Revolution, die wir im Westen eine islamische Revolution nennen, waren es doch nicht die Mullahs, die den Schah vertrieben haben.

Shida Bazyars wundervoller Roman schildert Szenen aus einer Familie, sie berichten von den Hoffnungen von Behsad, einem jungen kommunistischen Revolutionär, der 1979 für einen neuen Iran nach der Flucht des Schah kämpft. Behsad findet in diesen unruhigen Zeiten die Liebe seines Lebens, er findet die literaturbesessene Nahid. Bald erleben die beiden Liebenden, wie Freunde inhaftiert werden oder sogar komplett verschwinden und wie ganz allmählich keine neue Zeit anbricht sondern nur ein Unrechtsregime einem anderen nachfolgt. Behsad und Nahid heiraten, sie bekommen Kinder, Behsad muss im Untergrund leben und schließlich, als die Situation zu gefährlich wird, flüchten sie mit ihren Kindern Laleh und Mo.

Shida Bazyar beschreibt das Leben in Teheran und mit jeder Wortsilbe spürt man die tiefe Liebe zu dieser Stadt, zu den Menschen, zu ihrer Familie, sie gibt uns Einblick in eine hochgebildete Gesellschaft und ihren kulturellen Wurzeln. Wir dürfen aber auch dabei sein, wenn Jugendliche auf Hausdächern Parties feiern, wie heiße Tage dort ausklingen, wir dürfen dabei sein, wenn bei unzähligen Familienfeiern die Mütter kochen und sich das auf keinen Fall nehmen lassen. Die entstehenden Gerichte sind soviel mehr als nur Essen. Diese Feiern sind Familie. Das Essen ist gelebte Liebe, das Füreinander-Einstehen ist gelebte Liebe, Das Angst-Haben um Behsad und seine Freunde, die zuerst gegen den Schah und dann gegen die Mullahs und für einen neuen Iran eintreten, wie sie demonstrieren, Flugblätter verteilen, Aktionen organisieren, wie sie endlos debattieren über eine gerechte Zukunft für alle aber auch, wie Behsad das Herz von Nahid gewinnt als sie gemeinsam die Texte von Hāfiz lesen und Rūmī. Shida Bazyar schenkt uns allen in diesem Buch ein unsagbar wertvolles Mosaik, sie erzählt wortmächtig, sensibel und gleichzeitig emotional vier Jahrzehnte Familiengeschichte, die im Iran startet und im Deutschland unserer Zeit endet.

Dieses Buch macht mich demütig und wortlos. Ein großes Buch von einer großen Autorin.

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Zukunft bauen

Foto von NASA auf Unsplash

Zukunft bauen. Was meine ich damit? Schon seit einigen Jahren beschäftigt mich, dass wir die großen Ziele in unserer Gesellschaft neu denken. Immer wieder begegnet es mir, dass große Projekte gar nicht oder schlecht umgesetzt werden. Und dabei ist mein Hauptaugenmerk nicht das aufgewendete Geld. Bei Infrastruktur muss man zwar natürlich auf die Kosten achten die entstehen aber ich denke, wenn ein großer Nutzen da ist, darf ein Projekt auch mehr kosten und sich nicht gleich rechnen.

Ich habe den Eindruck, dass wir verlernt haben, große Dinge zu denken und auch durchzuhalten. Immer wieder werden Projekte zerredet oder sie werden durch Einfluß von Interessengruppen bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Nicht selten lassen wir Bürger uns allzu leicht von scheinbar kritischen Argumenten blenden und entziehen Projekten, die uns allen dienen, das Vertrauen. Das große Ganze denken bedeutet aber eben auch, durchzuhalten in einer Unterstützung und manchmal, wenn nötig, auch Druck aufzubauen, damit Projekte nicht den eigentlichen Sinn verlieren. Nehmen wir den Verkehr oder besser die Mobilität. Es entspringt nicht einfach meiner persönlichen Meinung, dass wir im großen Ausmaß weg müssen von individuellen kleinen Mobilitätseinheiten = Autos. Wichtig wird sein, eine sehr gute öffentliche Mobilitätsinfrastruktur zu haben und dabei geht es nicht nur um den Transport von uns Menschen, es geht auch um den Transport von Waren.

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