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Monat: Januar 2025 Seite 3 von 4

»Mr. Loverman« von Bernardine Evaristo

Bernardine Evaristo. Mr. Loverman

Mr. Loverman steht schon länger auf der Liste. Und endlich habe ich es geschafft und habe mir das Buch vorlesen lassen, von Walter Kreye. Ich habe vermieden Rezensionen zu lesen, weil Einschätzungen mich nicht selten davon abhalten, die Geschichten unvoreingenommen zu lesen, zu hören oder anzuschauen. Jedenfalls tat ich mich zunächst schwer mit dem Buch und unterbrach einen früheren Versuch, dass Buch zu lesen. Ich vermute, dass mir einmal mehr meine eigene Erwartungshaltung im Wege stand. Evaristo, deren Buch Mädchen, Frau etc. mich beim Lesen einfach nur begeistert hat, legt hier ja nun ein Buch vor, dass zwar jetzt auf Deutsch erschien, dass aber älter ist als Mädchen, Frau etc.. Ich weiß nicht genau, ob Evaristo ihren Erzählstil noch verfeinert hat oder ob sie einfach so wandelbar ist, dass das Thema des Buches den Erzählstil vorgibt. Jedenfalls gab sich der Text auf den ersten Seiten spröde. Ich hielt dieses Mal aus und hörte weiter zu. Und was soll ich sagen: Nach einigen Seiten nimmt das Buch Fahrt auf.

Erzählt wird die Geschichte von Barrington, kurz Barry. Er wanderte aus Antigua aus und ging nach London, baute sich dort ein behagliches Leben auf, hat zwei erwachsene Kinder und ist mit seiner Frau Carmel seit 50 Jahren verheiratet. Das alles hört sich sehr harmonisch an, doch Barry hat ein Geheimnis, er liebt seit Kindertagen seinen Freund Morris. Barry will sich von Carmel trennen und endlich ein gemeinsames Leben führen mit Morris. Das ist der Plot. Evaristo erzählt eine zutiefst humorvolle Geschichte von Altlasten und dem Wunsch Barrys, endlich mit Morris zusammenzuleben.

Bernadine Evaristo schafft es sprichtwörtlich auf jeder Seite, dass man ein stilles, wissendes Lächeln im Gesicht hat, denn da werden entstandene Lebenslügen und sinnvolle Kompromisse in einem dermaßen lakonischen Ton erzählt und mit einer Weisheit und Gelassenheit, dass man die Charaktere sofort ins Herz schließen muss. Und Walter Kreye schafft es, einen eigenen Ton in die Story einzubringen. Zuerst habe ich mich gefragt, ob Kreye mit seiner Art des Lesens die richtige Wahl ist, doch schon nach wenigen Hörminuten war ich überzeugt. Mr. Loverman macht großen Spaß und ist kurzweilig, man sollte unbedingt die ersten Seiten investieren, denn rollt die story erst, kann man nicht mehr aufhören mit Lesen/Anhören. Und so denke ich, dass ich in 2025 mein erstes Lieblingsbuch gefunden habe.

Batman. Das erste Jahr

Das neue Buchjahr

Das neue Jahr steht vor der Türe und damit beginnt auch ein neues Buchjahr. Ich lass mich treiben. Am Ende des vorletzten Jahres und am Anfang 2024 war ich vertieft in die Jahrestage von Uwe Johnson. Johnsons Bücher liebe ich sehr. Parallel zu Johnson las ich Elisabeth Young-Bruehls Biographie von Hannah Arendt. Danach begann ich mit anderen Büchern von Hannah Arendt und im weitereren Jahr habe ich mich mit dem Thema Israel und seine Geschichte beschäftigt. Anders als früher nahm ich auch hier einen Persekptivwechsel vor und las Texte aus Sicht derer, die die Zeit nach 1948 als Nakba bezeichnen. Später kamen noch mein anderer Fokus zum Tragen. Ich las Bücher neu, etwa die überarbeitete Neuausgabe von Noah Sows deutschland schwarz weiss, später auch noch Steven Vertovecs Superdiversität, ich las aber auch Romane, eines meiner Lieblingsbücher 2024 wurde Issa von Mirrianne Mahn.

Das neue Jahr

Ich spüre schon seit Jahren, dass ich andere Geschichten brauche. Es fühlt sich so an, wie das Stillen eines lang verspürten Durstes. Daran arbeiten, Ganz zu werden, Geschichten aus Deutschland waren (und sind oft) viel zu weiss und viel zu blauäugig, es fehlten mir die Geschichten derer, die nicht blauäugig sind, es fehlen die Geschichten derer, die sich weder als Frau fühlen noch als Mann oder sich als Frau fühlen oder als Mann, aber in einem anderen Körper stecken. Sie alle kämpfen um Anerkennung und viele Geschichten werden erst allmählich erzählt. Manche wurden und werden schon lange erzählt, aber Menschen wie ich haben sie zu lange nicht ausreichend wahrgenommen. Das muss sich ändern und nicht aus einer Schuld heraus sondern um dem Ganz-Werden näher zu kommen, wird, so wie sich das anfühlt, dieser Durst für den Rest meines Lebens erhalten bleiben. Es gilt ihn zu stillen und es gilt, Schritte zu tun in eine Zukunft, in der wir alle Zusammen sein können. Ja, natürlich ist auch Hadija Haruna-Oelker eine Stimme, auf die ich stets unsagbar gerne höre und schaue.

Daneben spüre ich aber auch eine neue Neugier auf ältere Texte. Ich verstehe noch nicht woher dieses Interesse kommt. Es ist noch ziemlich neu. Ich habe mir in den letzten Wochen Thomas Manns Doktor Faustus nochmal gekauft und auch Jakob und seine Brüder. Doktor Faustus ist ein Wieder-Lesen (nach mehr als 30 Jahren), Jakob und seine Brüder werde ich zum ersten Mal lesen. Ich bin auf beide Bücher sehr neugierig, denn ich habe erfahren wie unterschiedlich man Bücher aufnimmt von unterschiedlichen Standpunkten aus betrachtet. Damit werde ich also starten: Dazwischen wird immer gemeuchelt werden. Gerade lese ich Simon Beckett neu und beginne vorne mit Die Chemie des Todes, also der so called David Hunter Reihe Becketts. Mal schauen, wohin es mich noch treiben wird im neuen Jahr. Ein neues Lesejahr beginnt und ich freue mich unbändig darauf.

p.s.: Fast vergessen! Ich habe damit begonnen, DC Comics rund um das Gotham Universum zu lesen. Momentan beginne ich mit den Anfängen Batmans. Mein erster Band ist deshalb auch Batman – Das erste Jahr.

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