Eingelesen von Eray von Egilmez.

Was für ein atemberaubendes, wundervolles, unerhört intensives Buch.

Arda liegt nach einem Organversagen auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Er hat große Angst vor den Ergebnissen seiner Blutuntersuchung und weil er deshalb nicht schlafen kann, beginnt er einen Brief an seinen Vater. Metin hat schon vor langer Zeit die Famiie verlassen, ist eines Tages einfach gegangen. Arda schreibt ihm auch um seinem Vater die Chance zu nehmen zu sagen, er hätte das alles nicht gewusst. Adar erzählt in seinem Brief (s)eine ganze Familiengeschichte, die mit der Geschichte der 13 Jährigen Ümran beginnt, der Mutter von Adar und Aylin. Adar erzählt auch die Geschichte zwischen Ümran und ihrer Tochter Aylin. An einer Stelle schreibt Adar, dass auch seine Mutter die Wahl hatte zu gehen, er erzählt von Ümran’s großer Liebe, er berichtet davon, dass Ümran sich aber für ihre beiden Kinder entschieden hätte, ohne zögern und ohne Reue.

Vatermal ist rau, sensibel, empathisch, intensiv, beklemmend, warmherzig, Sasha Marianna Salzmann nennt es ein Gefühlsgewitter und genau das empfinde ich tatsächlich auch. Necati Öziri erzählt eine Familiengeschichte. In jeder Sekunde fühle ich mit, lache laut um manchmal nur einige Sätze später mit Tränen zu kämpfen. Hoffentlich werden Gschichten wie Vatermal, Dschinns, Nachts in es leise in Teheran, Ministerium der Träume und all die anderen Geschichten bald in Unterrichten an Schulen gelesen werden. Bis dahin steht Vatermal auf der Longlist des Deutschen Buchhandels 2023. Adar wäre das, glaube ich, nicht wichtig. Ich hoffe dagegen, dass Vatermal den Preis gewinnt. Es ist so unsagbar wichtig, dass wir endlich unsere Aufmerksamkeit diesen Geschichten widmen, dass wir fühlen und begreifen, wieviel Leid wir tagtäglich ignorieren.

Übrigens: Das ist unbedingt auch ein Buch für Männer. Wir können lesen, fühlen und immer wieder begreifen das unsere Schwestern und Mütter es sind, die Werte weitergeben indem sie sie vorleben. Fight Patriarchy!